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Zwischen Geschäft, Staatssicherheit und Propaganda:
Die Genese der inneren Organisation des Weimarer Rundfunks bis zu seiner Neuregelung 1926 

Durch die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen der Reichsbehörden in die Mühlen der deutschen Bürokratie geraten, erstreckten sich Einführung und Organisation des Rundfunks in Deutschland nach dem Vorstoß der Industrie noch über mehr als vier Jahre. Zwar konnte nach immerhin eineinhalbjähriger Vorbereitungszeit im Oktober 1923 zunächst in Berlin, und ab März 1924 dann auch im übrigen Reichsgebiet schon ein regelmäßiger Programmbetrieb aufgenommen werden. Erst 1926, mit der sog. Neuregelung des Rundfunks gelang es jedoch, die z.T. recht unterschiedlichen Vorstellungen der an seiner Organisation beteiligten staatlichen und privaten Interessenten – wenigstens vorläufig – zur Deckung zu bringen.

Der Organisationsprozeß des Mediums vollzog sich dabei weitgehend hinter den verschlossenen Türen der Ministerialbürokratie, während die interessierte Öffentlichkeit und selbst das Parlament der Republik besonders bei der Gestaltung der inneren Organisation des Mediums kaum eine Rolle spielten:

"Hier (bei der Einführung des Rundfunks; d.Verf.) fungierte die Öffentlichkeit nicht als Kontrollinstanz. Vielmehr wurde sie zum Theater umfunktioniert, in dem staatliche und private Akteure, nachdem sie sich hinter den Kulissen geeinigt hatten, auftraten, ihre Entscheidungen verkündeten und um Applaus baten."[*]

Das Resultat entsprach dann diesem Prozeß seiner Entstehung, so daß der Rundfunk in Deutschland "von allem Anfang an (als) ein Organ der Staatsgewalt"[*] entstand: Ein bis in alle Details hinein perfekt staatlich kontrolliert und verwalteter Distributionsapparat, an dem die Öffentlichkeit nur am Rande beteiligt war – als Objekt staatlicher Wirtschafts- und Propagandainteressen und als gebührenzahlendes, ansonsten aber schweigendes Publikum.

Um diese Rundfunkordnung und die ihr zugrunde liegenden Interessen verständlich zu machen (was mir sowohl zur Beurteilung ihrer selbst, als auch zur Beurteilung der Kritik der Arbeiterradiobewegung an ihr unerläßlich erscheint) sollen die wesentlichen Schritte ihrer Entstehung hier noch einmal skizziert werden. Dabei soll in diesem Kapitel – trotz der historischen Parallelität beider Prozesse - zunächst nur der Aufbau der inneren Organisationsstrukturen des Mediums behandelt werden, während der äußere Organisationsaufbau, der in der Arbeiterradiobewegung, wie in der Öffentlichkeit überhaupt anfänglich die größere Aufmerksamkeit erheischte, der besseren Übersicht willen dem 3. Kapitel vorbehalten bleibt.[*]



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